Freitag, Dezember 14

Stranger than Fiction.

Der Schmerz ist weg, die Worte fehlen, die Fassade gebrochen, die Mauer in sich zusammen gefallen, aber dahinter stand schon eine Neue. Errichtet aus der Asche unserer Liebe, zwischen den Trümmern unserer Vernunft und sie ist höher als alles zuvor, gestärkt durch all die Versprechen, die du mir gegeben hast, die du nie gehalten hast. Sie lässt kein Lachen mehr zu, kein einziges Lächeln, ob falsch oder wahr. Weder Tränen noch Hass, weder Schmerz noch Vertrauen, nicht einmal mehr Hoffnung. Es ist weniger ein Schutz, mehr ein Todesurteil, von mir selbst niedergeschrieben, mit eurer Hilfe errichtet. Du hast mir die Zeit gegeben, während du meine Fassade nieder gemacht hast, aber du hättest das nicht erwartet. Du hattest nicht damit gerechnet, dass ich noch Kraft hätte, das hier zu errichten, aber ich hab es geschafft, nicht weil ich wollte, dass ich sterbe, mehr weil die Schmerzen aufhören sollten. Wir haben uns umgebracht und wir haben uns verirrt auf dem Weg den wir hätten gemeinsam gehen sollen.
Wir sind vom Weg abgekommen, von einander weg gerannt, ohne es zu merken. Wie konnten wir nichts merken? Irrten weiter, bis wir stolperten, fielen und niemand mehr da war, der uns auffing. Aber es war zu spät, wir waren bereits am Boden und da war niemand mehr, von dir fehlte jede Spur. Nur eine Spur aus Blut in mitten von diesem Schnee, so offensichtlich und doch nicht verfolgbar. Ich rannte ihr hinterher, stolperte, fiel, stand auf, rannte weiter. Der Sturm verwehte alles, verbarg die Spur, aber es wurde mehr Blut, immer mehr, es stach so stark aus dem Schnee heraus, selbst an diesem Ort, wo weder Tag noch Nacht war, wo die Stille einen so laut anschrie, dass es alles war, was man noch hörte. Deine Schreie kamen nie bei mir an. Ich war in deiner Nähe, hatte dich fast erreicht, war das dort vorne nicht der Weg, den wir gegangen waren? Aber es endete hier, die Spur endete hier, alles was blieb war dieser unendlich tiefe Abgrund, diese unendliche Schwärze. Der Weg war hier nicht mehr, ich wollte ihn nicht einmal finden. Ich wollte den Weg nicht mehr gehen, nicht ohne dich. Ich sprang, schloss die Augen aus Angst vor der Schwärze und fiel. Die Schwerelosigkeit hielt nur einige Sekunden, sollte sich so Freiheit anfühlen oder war es doch einfach nur der Tod? Aber da kam kein Aufprall, nichts, lediglich die Schwerelosigkeit wurde mir genommen und ich spürte die Kälte wieder, wie sie sich in meinen Körper fraß. Als ich die Augen öffnete starrte ich in den gleichen Himmel, der die ganze Zeit über uns gewesen war, so grau, einfach grau, ohne Licht, ohne Dunkelheit. Der Sturm hatte aufgehört, von dem Abgrund keine Spur und alles was du hinterlassen hattest, war eine Spur aus Blut im Schnee. Ich war wieder am Anfang, begab mich wieder auf die Suche, irrte durch den nächsten Sturm, oder war es der gleiche? Stand wieder vor diesem Abgrund, sprang wieder hinab, nur um diese Schwerelosigkeit zu fühlen und in der Hoffnung irgendwann unten anzukommen. Ob du dort auf mich warten würdest oder der Tod spielte keine Rolle mehr.
Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft ich nach dir gesucht hatte, wie oft ich gefallen war, bis ich aufwachte. Aber lieber würde ich ewig in diesem Kreislauf auf der Suche nach dir stecken, als diese Realität noch länger zu ertragen.


5 Kommentare:

  1. was für ein text.
    ich möchte in an alle kahlen weißen wänden schreiben. jeder soll das gefühl spüren was ich gespürt habe als ich dein text gelesen hab, niemand sollte diesen text vorenthalten werden.
    dein text ist purer schönheit,
    pure kunst.

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    1. ich bin sprachlos, einfach sprachlos.
      das ist wahrscheinlich das schönste sagen wir kompliment das ich zu meinen texten je bekommen habe
      ich kann dir nicht zustimmen, mit kunst hat das nichts zu tun
      dennoch: vielen vielen dank

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  2. Da stimme ich auch sowas von zu. Der bisher beste Text <3

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  3. an alle: danke, aber ihr übertreibt maßlos ♥

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