Mittwoch, April 10

Wenn die Hölle einem den Einlass versagt.

Ich sitze wie jeden Morgen unten in der Küche, vor dem großen Fenster, dass mir einen Blick auf unseren Hof gewährt. Der Rasen zeigt kein Anzeichen von dem was er mal war, grün, lebendig, schön. Jetzt ist er gelb, spröde und ausgeblichen, einfach nur hässlich. Die alten Gartenstühle haben ihre weiße Unschuld längst verschenkt und auf der roten Tischdecke wimmelt es von Zigarettenasche, am liebsten würde ich mich übergeben. Aber das alles braucht mich nicht stören, die alten verdorbenen Pflanzen nicht, das gebrochene Gestein auch nicht, nichts, wieso auch? Ich halte mich eh nicht lange dort draußen auf, aber es ist schade. In meinem Kopf bildet sich ein Bild von früher, grüner Rasen, Rosen die sich die Wände hochranken, frische Tomaten und ein Netz an dem damals noch alle zusammen Federball gespielt haben. So schnell kanns gehen und das Leben schlägt einem ins Gesicht. Nicht zum ersten Mal fällt mir das alles auf, immer wieder wenn ich, wie jeden Morgen, da unten sitze, vor mir Kaffee und Schreibzeug, wird mir klar, was das Leben mit uns anrichtet. 
Meine Gedanken schweifen total ab, bis mir die weißen Punkte auffallen: Schnee. Die letzten Tage waren auffallend sonnig gewesen, wenn überhaupt nur regnerisch, aber jetzt schneit es. Nachher würde es nur noch Regen geben, aber das spielt doch keine Rolle. Schnee erinnert mich an ihn, es hatte einfach nicht aufgehört zu schneien und das war dein letzter Schnee gewesen, hoffentlich auch mein letzter. Ich hab versucht zu schreiben, Texte in denen sich diese Sehnsucht nach ihm und dem damit verbunden Tod wiederspiegelt. Das mach ich jeden Morgen, um meine Gedanken zu ordnen, frei zu kriegen, ruhig zu werden, nur funktioniert es nicht mehr. Ich bekomme keine Worte mehr auf das Papier, gestern kam ich nur zu einem einzigen Satz, aber der Schmerz wird größer, der Druck unerträglich.

Heute ist nicht viel passiert, irgendwie war ich in der Schule viel zu engagiert, hab mich im Unterricht beteiligt, mit Menschen geredet und ich frag mich, wie ich es immer noch schaffe so ein Image und so eine Mauer aufrecht zu erhalten, das bin nicht ich, aber das habe ich damit auch ihr zu verdanken. Aber wenn wir ehrlich sind, war das heute allein der Verdienst meines Bruders, der es während der Pause bei mir wenigstens zu einem ehrlichen Lächeln gebracht hat, ich liebe diesen Jungen. Er kommt übrigens bald wieder, nicht dass das irgendwen hier interessieren mag. Die Fächer an sich liefen alle ganz gut, in der Pause mit den Jungs draußen gewesen, normaler Alltag, normale Fassade.
Auf dem Rückweg nach Hause mal wieder angefangen zu weinen, das war damit wahrscheinlich das erste Mal, dass ich froh war, dass J. sich nicht zu mir umgedreht und mich ignoriert hat.
Während meine Mutter schlief, hab ich nen bisschen zu viel geraucht; Kreislaufzusammenbruch, hab mich dann erstmal hingelegt und bin auch abends erst irgendwann wieder aufgestanden. Daraufhin hab ich mich zum ersten Mal direkt an meine Facharbeit gesetzt und sogar einige Seiten geschafft, ohne Zusammenbruch. Ich hab ziemliche Probleme irgendwie mit dieser Arbeit, aber ich versuch bis Montag fertig zu sein, damit ich auch mal Leute auslachen kann, die noch am letzten Tag daran sitzen, sonst bin das ja immer nur ich. Bemerkung am Rande; Ich hab in solchen Arbeiten trotzdem gute Noten, irgendwie, haha. 
Was soll ich euch noch erzählen? Ich weiß es nicht, heute war kein ereignisreicher Tag, keiner den ich unbedingt in lange Texte, mit schlechter Satzkonstruktion und hässlichen Worten verarbeite, aber ich wurde recht lieb darum geboten und das fand ich süß. Der Freund meiner Mutter ist heute auch frühzeitig wieder gekommen, was mich nach dem Vorfall gestern vor einige Probleme stellt, aber das regelt sich, so wie sich alles in dieser Welt regelt. 

2 Kommentare:

  1. ich danke dir für deine warmen worte, es freut mich zu hören, dass dir meine komischen texte gefallen. das bedeutet mir ne menge.

    ich versuche so gut es geht auf mich aufzupassen, aber pass du bitte auch auf dich auf, so gut es eben geht.

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  2. ich danke dir für diesen text
    irgendwie kann ich nie genug von deinen texten bekommen.

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